Ein Dauerbrenner oder doch nur eine Episode?

Der Dieselskandal

Eine Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) in Zusammenarbeit mit der Universität West Virginia löste im Jahr 2014 den Dieselskandal aus. Die im Rahmen dieser Studie durchgeführten Tests deckten erhöhte Emissionswerte von Dieselfahrzeugen des VW-Konzerns auf. Erst auf Druck von amerikanischen Umweltbehörden räumte VW im September 2015 ein, dass bei mindestens zwei Millionen Fahrzeugen mithilfe einer speziellen Software manipuliert wurde (1). Seitdem weitete sich der Betrugsverdacht auf immer mehr Hersteller und Fabrikate aus. Neben Fahrzeugen der Marke VW waren die Tochtermarken Audi, Porsche, Skoda und Seat betroffen. Auch gegen den Branchenprimus Mercedes-Benz ordnete das Kraftfahrtbundesamt 2018 Rückrufe wegen unzulässigen Abschalteinrichtungen im Emissionskontrollsystem an (2). Rund 700.000 Dieselfahrzeuge seien europaweit davon betroffen, berichtete der Focus im August 2018 (3)

Dieselfahrverbote sollen Belastung reduzieren

In vielen Städten in Deutschland liegen die Emissionswerte für Stickoxide über den festgelegten Grenzwerten. Der hohe Anteil von Dieselfahrzeugen gilt als eine der maßgeblichen Ursachen für die hohen Werte. Gerichtsurteile aufgrund der Klagen der Deutschen Umwelthilfe verschärfen den Handlungsdruck auf Politik und Wirtschaft. Dieselfahrverbote werden möglich und zum Teil umgesetzt (4). Der Automobilbranche fällt es zunehmend schwerer, den Ruf der Dieseltechnologie als umweltverträglich zu verteidigen. Zwar ist der CO2-Ausstoß bei Dieselautos im Vergleich zu Benzinern geringer, doch emittieren sie mehr Stickstoffdioxid (NOx). Während der hohe CO2 Ausstoß zur Erderwärmung beiträgt und den Klimawandel befördert, greift Stickstoffdioxid die Augen und Schleimhäute an und kann langfristig Bronchitis und Asthma auslösen (5). Als besonders gefährlich für den Menschen gelten neben Stickoxiden auch Ozon und Feinstaub. Auch wenn die konkreten Auswirkungen von Schadstoffen wie diesen auf den menschlichen Körper nicht eindeutig nachweisbar sind, lassen sich die gesundheitlichen Risiken durch Berechnungen abschätzen. Daher wird versucht, die Schäden durch die Festsetzung von Grenzwerten zu reduzieren (6). Im Ergebnis steht die Zukunft des Autos mit Verbrennungsmotor zur Diskussion.

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Umtauschprämien bringen Zuwachs bei Diesel-Neuzulassungen

Die hitzigen Debatten um Grenzwerte und Dieselfahrverbote führten zu sinkenden Verkaufszahlen bei Gebraucht- und Neuwagen. In dieser Situation griffen die Automobilkonzerne auf eine bewährte Strategie zurück. In der Finanzkrise 2008 brachte die staatlich finanzierte Abwrackprämie die Absatzzahlen wieder nach oben. Aktuell bieten die Hersteller deshalb Umtauschprämien für alte Dieselfahrzeuge an und befördern so den Neuwagenverkauf (7). Während betroffene Fahrzeughalter mit den Herstellern noch um eine Nachrüstung oder Schadenersatz für den Werteverfall ihres Diesels streiten, zeigen die hohen Preisnachlässe Wirkung. Nach fallenden Absatzzahlen und Wertverlusten bei Dieselfahrzeugen bis 2018 (8), meldet das Kraftfahrtbundesamt am 3. April 2019 für Diesel-Pkw im März 2019 wieder einen Zuwachs von 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei insgesamt 345.523 Neuzulassungen lag der Anteil der Dieselfahrzeuge bei 32,4 Prozent. Im Gegensatz dazu sank der Anteil der Benziner um 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Vergleich zum Vormonat stieg zugleich der Anteil der Elektroautos mit einem Plus von 74,5 Prozent und der der Hybridfahrzeuge mit einem Zuwachs von 63,1 Prozent stark an. Dies führt allerdings nicht zu grundlegenden Veränderungen, da der Gesamtanteil der Elektro-Pkw mit 1,9 Prozent und der der Hybrid-Pkw mit 5,1 Prozent noch so niedrig ist, dass sich selbst eine Verdopplung bei insgesamt steigenden Zulassungszahlen kaum niederschlagen würde (9).

Alles so wie immer?

Haben sich die deutschen Autobauer wieder einmal gerettet? Abgesehen von hohen Spesen, nichts gewesen? Fünf Jahre Dieselskandal haben manche Gewissheit infrage gestellt und die Diskussion um den Mikrofeinstaub und weitere Folgen des automobilen Verkehrs stehen in den Startlöchern. Auch wenn so vieles schon gedacht und debattiert wurde, die Mobilität der Zukunft wird gerade erst erfunden.