Die Logistik steht vor großen Veränderungen

Der 3D-Druck revolutioniert die Wertschöpfungsketten

Es wird viel spekuliert in Sachen 3D-Druck. Die einen gehen davon aus, dass variable 3D-Drucker bald in jedem Haushalt stehen und dass vom Lebensmittel über Kinderspielzeug bis zum Möbelstück oder Ersatzteil alles gedruckt werden kann. Die anderen erwarten, dass der 3D-Druck eine Nischenanwendung bleibt und dass Waren aus dem 3D-Drucker niemals die Qualitätsstandards von Herstellern und Endkunden erfüllen werden. Schon die heutige Praxis zeigt, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt. Selbst traditionsbewusste Automobilzulieferer und Maschinenbauer setzen in der Fertigung zunehmend auf den 3D-Druck. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Möglichkeiten des 3D-Druckers im privaten Haushalt aufgrund der hohen technischen Komplexität der Druckverfahren beschränkt sind. Zudem würde die Vielfalt an Druckmaterialien, die für die unterschiedlichsten Anwendungsfelder bevorratet werden müssten, das Budget und die räumlichen Möglichkeiten privater Haushalte sprengen. Als wahrscheinlicher werden Insellösungen für unkritische Anwendungen angesehen, wie etwa Nudeldrucker anstelle von Nudelmaschinen oder 3D-Drucker für Heimwerker, Modellbauer und Hobbydesigner, etwa im Bereich individueller Mode- und Wohnaccessoires, da hier vergleichsweise einfach zu verarbeitende gefärbte oder angereicherte Kunststoffe zum Einsatz kommen können.

Für alle größeren und technisch komplexeren Gegenstände, die einen Materialmix und unterschiedliche Druckverfahren erfordern, wird erwartet, dass in den Städten und Regionen Druckservices für private und gewerbliche Kunden entstehen, in denen zeitnah und kundenindividuell produziert wird. Selbst Massenartikel, die aufgrund der Arbeitskosten bisher oft aus Asien oder Osteuropa kommen, könnten mit der Durchsetzung des 3D-Drucks hier ebenso günstig wie dort hergestellt werden. Im Ergebnis würden relevante Teile der Produktion mittel- bis langfristig aus dem nationalen und internationalen Raum nah zum Endkunden und damit zurück in die Regionen und die Städte verlagert. Dafür spricht auch, dass die Produktion mit 3D-Druckern oder Lasern deutlich leiser und sauberer ist, als die klassischen Formen industrieller Fertigung. Eine kundennahe ressourceneffiziente Produktion in den wachsenden Megastädten dieser Welt wird auch aufgrund der langen Transportwege und der zunehmenden Verkehrsbelastungen immer wichtiger und sinnvoller.

Sollte sich der Trend zum 3D-Druck durchsetzen, hat das weitreichende Konsequenzen für die Logistikdienstleister, darunter die folgenden:

  • Der internationale Warenverkehr geht zurück, weil preisgünstig und zeitnah vor Ort produziert werden kann.
  • Die Volumen gehen zurück, weil Güter durch kompakte Druckmaterialen, wie Filament, Harze oder Pulver ersetzt werden.
  • Der Bedarf an Lagerkapazität geht zurück, weil Waren und Ersatzteile erst bei Bestellung hergestellt werden.
  • Auch die Materialien, die verdruckt werden, lassen sich nach Angaben der Industrie zu wesentlichen Teilen ortsnah produzieren.
  • Der Endkunde verständigt sich unter Umgehung der Logistikdienstleister mit dem Druckservice über die Lieferung.
  • Der Handel als Akteur zwischen Hersteller und Kunden verliert entscheidend an Bedeutung.

Aber natürlich ergeben sich daraus auch Chancen, z. B. für den 3D-Druck als Mehrwertdienstleistung für Hersteller und Handel, für den Aufbau von 3D-Druckzentren in den Städten und rund um die Städte, oder für die Lagerung und zeitnahe Bereitstellung der Materialien für den Druck.