Mobilität der Zukunft gestalten

Betriebliches Mobilitätsmanagement

Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Läuten die Dieselfahrverbote die Zukunft ohne Diesel ein? Ist das der Anfang vom Ende des Verbrennungsmotors? Der motorisierte Personen- und Güterverkehr belastet die Umwelt erheblich. Auch die daraus resultierenden gesundheitlichen Risiken lassen sich nicht mehr wegdiskutieren. Ändern lässt sich das nur, wenn wir bei der Wahl der Verkehrsmittel, der Stadtentwicklung und der Verkehrspolitik zukünftig andere Prioritäten setzen. Entscheidend dabei wird sein, ob wir lernen Mobilität neu zu denken.

Anders als in der „Charta von Athen“, die die autogerechte Stadt propagierte, taucht das Wort „Auto“ in der „LEIPZIG CHARTA zur nachhaltigen europäischen Stadt“, kein einziges Mal auf (1). Die für Stadtentwicklung zuständigen Ministerinnen und Minister der EU Mitgliedstaaten, empfehlen in dem bereits 2007 formulierten Papier, eine integrierte Stadtentwicklungspolitik, die „dem Verkehrsmanagement und der Verknüpfung der Verkehrsträger einschließlich des Rad- und Fussgängerverkehrs besondere Beachtung“ schenkt. Weiter heißt es, der „Stadtverkehr muss in Einklang mit den Nutzungsansprüchen von Wohnen, Arbeiten, Umwelt und öffentlichen Räumen stehen“. Das deutet insofern ein Umdenken an, als dass dem Auto dort keine absolute Priorität mehr eingeräumt wird und dass der enge Zusammenhang zwischen Stadtentwicklung- und Verkehrspolitik wahrgenommen wird. Dennoch ist mehr als zehn Jahre später der motorisierte Individualverkehr noch Spitzenreiter im Modal Split, dem Anteil der im Personentransport eingesetzten Verkehrsmittel (2).

Betriebliches Mobilitätsmanagement setzt an, wo der Verkehr entsteht.

Durch geeignete Maßnahmen können Betriebsflächen und Fahrzeuge effektiver genutzt, Fuhrparks auf umweltverträglichere Technologien umgestellt, Transportvorgänge verbessert und Baulichkeiten am Standort optimiert sowie Alternativen zur Mobilität und bisherigen Mobilitätskonzepten entwickelt werden. Es übernimmt eine Mittlerrolle, weil es die Nutzer anspricht und darauf zielt ihr Verhalten bezogen auf die Wahl der Verkehrsmittel und ihre Mobilität an sich zu ändern. Betriebliches Mobilitätsmanagement wurde zunächst vor allem von Unternehmen mit großen Standorten aktiv angegangen. Bei diesen entstand aufgrund der oftmals zeitgleichen An- und Abfahrt der Beschäftigten (Schichtwechseln) und dem hohen privaten Autoverkehr mit vielen Einzelfahrern eine verkehrserzeugende Wirkung, die zunehmend Probleme schaffte (3).

Interessante Lösungen gibt es auch für kleine und mittlere Unternehmen

Auch Unternehmen mit wenigen Beschäftigten profitieren vom betrieblichen Mobilitätsmanagement. Dabei ist darauf zu achten, dass Win-Win-Situationen für Betrieb und Mitarbeiter entstehen. Beispielsweise reduzieren Angebote wie Job-Ticket oder Job-Rad, Carsharing und Anreize Fahrgemeinschaften zu bilden den benötigten Parkraum, entlasten die Umwelt, erhöhen die Motivation der Beschäftigten für eine nachhaltige Mobilität und können ihren Aufwand für Mobilität auch im privaten Bereich senken. Verschiedene geförderte Modellprojekte zum Beispiel bei der GEWOFAG Holding GmbH in München, den Sympatex Technologies in Unterföhring, IHK Darmstadt Rhein Main Neckar in Darmstadt, der Dr. Hesse GmbH & Cie. KG in Bielefeld, der Forschungszentrum Jülich GmbH, der Projekt rk GmbH & Co. KG in Rostock und der Rathgeber GmbH & Co. KG in Oberhaching sind dafür eindrucksvolle Belege (4). Die Beispiele machen auch deutlich, dass jedes Unternehmen, jeder Standort und letztlich auch jeder Mitarbeiter eine maßgeschneiderte Lösung benötigt. Deshalb sind Situationsanalysen sinnvoll, die zunächst die jeweilige Ausgangssituation erfassen, um dann mögliche Maßnahmen abzuleiten.  Viel zu häufig wird dabei heute noch übersehen, dass Mobilität und Transport auch zwischen dem Unternehmen und Kunden und zwischen dem Unternehmen und Lieferanten entsteht. Auch hier gibt es ganz erhebliche Verbesserungs- und Einparpotenziale, die sich nicht nur auf die Kosten, sondern auch auf die Umweltbilanz vorteilhaft auswirken können.

Stadt- und Verkehrsplanung sowie politische Weichenstellungen sind das eine, mentale Veränderungen in unseren Köpfen das andere. Der tief greifende Wandel im Mobilitätssektor ist nicht mehr zu übersehen. Mittlerweile ist die Relevanz dieser einschneidenden Veränderungen auch auf Bundesebene angekommen. Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD für die 19. Legislaturperiode wurde vereinbart eine Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) einzuberufen. Am 19.09.2018 wurde sie im Bundeskabinett beschlossen. Die NPM nahm mit der konstituierenden Sitzung des Lenkungskreises am 26.09.2018 ihre Arbeit auf (5).

(1) https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/faqs/DE/themen/bauen-wohnen/leipzig-charta/leipzig-charta.html#f10840768 abgerufen am 25.06.2019
(2) https://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/481960/?clsId0=276646&clsId1=276650&clsId2=276883&clsId3=0 abgerufen am 25.06.2019
(3) www.ivv-aachen.de/fileadmin/content_images/projekte/…/MMHandbuch.pdf abgerufen am 26.09.2019
(4) Praxisleitfaden Betriebliches Mobilitätsmanagement, Servicestelle der Mittelstandsinitiative, Energiewende und Klimaschutz (MIE), DIHK Service GmbH, Berlin; https://www.mittelstand-energiewende.de/leitfaeden/ abgerufen am 26.06.2019
(5) https://www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/die-npm/ abgerufen am 26.06.2019